Die Art und Weise, wie wir Sport treiben, wird immer differenzierter und individueller. Nicht erst seit die Corona-Pandemie unser aller Leben auf den Kopf stellt, wissen wir: Auch unsere Sportanlagen müssen sich diesen Veränderungen anpassen. Kernsportstätten wie Sportplätze und Sporthallen müssen sich weiterentwickeln [1], und das tun sie auch.
Daneben werden zunehmend kleinere, multifunktionale Anlagen benötigt, die schnell erreichbar und auch ohne Vereinsbindung oder Mitgliedschaft nutzbar sind. Als Ergänzungen zur klassischen Normturnhalle haben sich im Sport daher Freilufthallen und Kalthallen etabliert – die eine mehr, die andere weniger.
In diesem Beitrag wollen wir zunächst genauer beleuchten, woher dieser Trend genau rührt, was man sich unter einer Freiluft- bzw. Kalthalle überhaupt vorstellen kann und worin die größten Unterschiede zu einer gewöhnlichen Sporthalle liegen. Basierend auf diesen Erkenntnissen geben wir außerdem Empfehlungen, für welche Zwecke sich ein jeweiliges Hallenformat am besten eignet.
Inhalt
Entstehung des Trends Kalthalle bzw. Freilufthalle
Sporthalle Definition & Eigenschaften
Kalthalle Definition & Eigenschaften
Freilufthalle Definition & Eigenschaften
Kalthalle vs. Freilufthalle: Alle Unterschiede
Entstehung des Trends Kalthalle bzw. Freilufthalle
Natürlich werden auch zukünftig regelgerechte und voll ausgestattete Sportanlagen und Sporthallen unverzichtbar sein. Hier spielen auch Architektur und Gestaltung eine sehr große Rolle, insbesondere für den Schulsport, den Wettkampfsport und den Leistungssport bestehen spezielle Anforderungen an die Sportanlagen.
Gleichzeitig haben sich jedoch Profil, Spektrum und Wünsche des Breitensports wesentlich verändert: So treiben laut Studien immer mehr Kinder, Menschen mit Einschränkungen und ältere Menschen Sport [2] – allerdings nicht so häufig den klassischen Wettkampfsport.
Sie sorgen dafür, dass der Bedarf an kleineren und überdachten Sportanlagen in der Nachbarschaft ansteigt, und zwar deutlich. Jüngere und nicht mehr so mobile ältere Nutzer sind auf Angebote in kurzer Entfernung angewiesen. Sie wollen ihrem Sport spontan, regional und zeitlich flexibel nachgehen können. Die Kombination aus zeitgemäßen Kernsportstätten und bedarfsgerechten Weiterentwicklungen wie der Freiluft- oder Kalthallen als zielgerichtete Ergänzung kann genau das bieten.
Schauen wir uns also im Folgenden etwas genauer an, was die Freilufthalle bzw. die Kalthalle von einer gewöhnlichen Sporthalle unterscheidet und mit welchen Vorteilen welches Hallenformat insbesondere punkten kann.
Sporthalle Definition & Eigenschaften
Eine Sporthalle (auch Turnhalle genannt) ist ein komplett umbauter und überdachter Raum, in dem Sport getrieben werden kann. Ihre Entwicklung geht auf den bereits 1811 von Friedrich Jahn entwickelten Turnplatz in der Berliner Hasenheide zurück, ursprünglich allerdings noch ohne Überdachung.
In Deutschland werden nach den Bauvorschriften der Länder bestimmte Maße vorgeschrieben oder empfohlen. Mit Rücksicht auf die Spielfeldabmessungen der gängigsten Sportarten sind die Hallen meist zwischen 15 x 27 Metern (Einfachhalle) und 45 x 27 Metern (Dreifachhalle) groß.
Im Zuge der Ausdifferenzierung unseres Sportverhaltens hat sich auch der Bautyp Sporthalle weiterentwickelt: Oft werden sportliche und gesellschaftliche Angebote in ein und derselben Halle organisiert, wodurch sich ein umfangreicheres Raumprogramm ergibt. Je nach Nutzung sind auch Zuschaueranlagen enthalten.
Die Sporthalle ist hinsichtlich der Bau- und Betriebskosten die aufwändigste Variante. Gleichzeitig ist sie für viele Formen des Schul- und Wettkampfsports aber auch absolut unverzichtbar.
Sporthallen auf einen Blick:
|
Kalthalle Definition & Eigenschaften
Es ist nicht einfach, große Hallen zu beheizen – und es ist teuer. Daher kommen auch im Sport Kalthallen zum Einsatz. Doch was ist eine Kalthalle eigentlich genau? Es handelt sich hierbei um ein Hallenformat, bei dem die klimatechnische Ausstattung meist kaum eine Rolle spielt. Eine minimale Gebäudetechnik und dünne Außenwände sparen eine Menge Geld, sowohl beim Bau als auch beim Betrieb der Hallen.
Kalthallen werden zudem meist mit Satteldachkonstruktionen und Trapezblech-Verkleidungen überdacht. Für den Sportbetrieb werden sie in der Regel mit Kunstrasen ausgelegt. Kalthallen mit perforierten, luftdurchlässigen Fassaden sind sie eine sehr gute Wahl in Ländern, in denen häufig die Sonne scheint, zum Beispiel im Süden Europas.
In Bau und Betrieb sind Kalthallen deutlich günstiger als die klassischen Sporthallen, allerdings teurer als Freilufthallen. Für die Sportnutzung sind sie außerdem nur bedingt zu empfehlen, da das Belüften solcher Hallen ohne Klimatechnik bei regelmäßiger Sportnutzung kaum zu machen ist. Kalthallen bieten also keine frische Luft, sondern verbrauchte. Wer jemals bei seinem Sport die abgestandene Luft des Handballtrainings aus der Vorwoche einatmen durfte, kennt das Problem.
Kalthallen auf einen Blick:
|
Freilufthalle Definition & Eigenschaften
Freilufthallen sind eine kostengünstige Alternative zu den Kalthallen, die für den Sport aber sehr viel besser geeignet sind. Sie bieten eine überdachte Sportfläche an der frischen Luft. Die Größe der Sportfläche richtet sich, wie in der Turnhalle, nach den Spielfeldabmessungen der gängigen Sportarten und den Bedürfnissen von Bauherren und Nutzern. Die Freilufthalle vereinigt traditionelle Bauformen wie Sportplatz und Sporthalle zu einem neuen Typus – sozusagen das Beste aus beiden Welten. Was eine Freilufthalle kostet können Sie mit unserem Kostenrechner Freilufthalle selbst ermitteln.
In warmen Ländern sind solche Hallen relativ verbreitet, wenn auch nicht standardisiert. Dort übernehmen sie ganz nebenbei auch noch wichtige soziale und kulturelle Funktionen, zum Beispiel als Jugendzentrum oder Veranstaltungsort.
Die Freilufthalle der Universität Oldenburg ist vermutlich die erste in Deutschland gebaute. Sie wurde bereits 1981 von Prof. Jürgen Dieckert und Jürgen Koch realisiert. Es handelte sich schon damals um eine multifunktionale Sportfreianlage (36m x 48m) mit teilweise lichtdurchlässiger Überdachung und seitlich abschirmenden Spielwänden und Schutzpflanzungen. Und das alles an der frischen Luft, das ganze Jahr über.
Die Bau- und Betriebskosten einer Freilufthalle sind außerdem die niedrigsten der drei Hallentypen, obwohl sie ganzjährig nutzbar sind. Die multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten einer Freilufthalle sind sehr vielseitig und reichen von A wie Aerobic über Fußball bis Z wie Zumba.
Freilufthallen auf einen Blick:
|
Freilufthallen bei McArena
Mit der Entwicklung von McArena ist es uns gelungen, dass Freilufthallen standardisiert angeboten und gebaut werden können. Diese Entwicklung ist für Bauherren mit vielen Vorteilen verbunden, denn nun sind sie funktional und wirtschaftlich präzise planbare Größen. Wenn Konstruktionsraster und Spielfeldgrößen aufeinander abgestimmt sind, werden Erweiterungen und Kombinationen einfach umsetzbar – und das unter ausgesprochen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Berücksichtigung der Anforderungen zum nachhaltigen Bauen.
Die Konstruktion einer McArena Freilufthalle besteht aus massiven Stahlträgern, die Dacheindeckung aus Trapezblechen mit Antikondensat-Vlies. Hüfthohe Banden halten den Ball im Spiel, machen damit das Spiel schnell und ersparen den Sportlern das lästige Ballholen. Ganz nebenbei lassen sich die Banden sehr gut als Werbeflächen nutzen und tragen damit zur Refinanzierung der Investition bei.
Kalthalle vs. Freilufthalle: Alle Unterschiede
|
Turnhalle |
Kalthalle |
Freilufthalle |
Ausstattung |
|||
Überdachung |
x |
x |
x |
Heizung |
x |
||
Lüftung |
x |
x |
|
Frischluft |
x |
||
|
|||
Nachhaltigkeit |
|||
Multifunktionale Nutzbarkeit |
x |
x |
|
Ganzjährige Nutzbarkeit |
x |
x |
x |
Zuschaueranlagen |
x |
||
Dauernutzung durch den Sport |
x |
x |
|
Quartiersnahe Realisierung möglich |
x |
||
|
|||
Finanzierung & Nutzung |
|||
Alternative Betreiberformen |
x |
||
Vermarktungspotenzial |
x |
x |
|
Geringer Aufwand für Verwaltung |
x |
x |
|
Generationengerecht |
x |
x |
|
Schulsport |
x |
x |
|
Wettkampfsport |
x |
||
|
Unser Fazit
Unser Sport wird immer individueller und konsumorientierter. Unsere Bindung an Vereine und die klassischen Kernsportstätten hat spürbar nachgelassen. Nicht nur zahlreiche Studien, auch der kicker – Deutschlands größte und wichtigste Fußball-Fachzeitschrift – schlug bereits Alarm: „Deutschland verliert 3450 Nachwuchsteams in einem Jahr!“ Die Gründe sind vielfältig und heißen vor allem Pubertät, aussterbende Dorfvereine, Ganztagsschule, Fitnessstudio und PlayStation. Das alarmierende Resultat heißt jedenfalls Bewegungsmangel.
Dieser bedrohlichen Entwicklung können regeloffene, kostengünstige Sportanlagen entgegenwirken. Und das am besten direkt in der Nachbarschaft. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat bereits im Jahr 2009 „Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“ [3] veröffentlicht, die zuletzt unter dem Titel „11 Thesen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen“ 2018 fortgeschrieben wurden. Ein Kernsatz lautet, dass „die größere Nachfrage nach gedeckten Sportanlagen, insbesondere nach kleineren, möglichst multifunktionalen, leicht erreichbaren Sporthallen und sonstigen Sporträumen im Quartier/Stadtteil sowie nach mehr frei zugänglichen Sportanlagen eine entsprechende Anpassung der Sportstätteninfrastruktur“ erfordert.
Genau diese Anpassung bietet die Freilufthalle – als Ergänzung einer bestehenden Sportanlage oder als neuer, sportorientierter Treffpunkt im Quartier.
Literatur
[1] Steinebach, G., & Esper, L. (2013). Gesunde Kommune–Sport und Bewegung als Faktoren der Stadt-und Raumentwicklung. In Räume im Wandel (pp. 167-191). Springer VS, Wiesbaden.
[2] Breuer, C., & Rittner, V. (2002). Berichterstattung und Wissensmanagement im Sportsystem: Konzeption einer Sportverhaltensberichterstattung für das Land Nordrhein-Westfalen. Sport und Buch Strauß.
[3] Wetterich, J., Eckl, S., Schabert, W., & Eckl, S. (2009). Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen. Sportverl. Strauß.
[4] Projektbeirat „Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft. (2018). 11 Thesen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen. Bundesinstitut für Sportwissenschaft